Das Warten auf Asyl spielt für viele Geflüchtete eine große Rolle in ihrem alltäglichen Leben. Ich habe geflüchtete Menschen kennengelernt, die ihr Leben lange Zeit nicht selbstbestimmt leben konnten, weil Geschehnisse und Gesetze sie in eine undurchsichtige Wartesituation gebracht haben. Sie warteten auf den Bescheid ihres Asylantrag, danach auf weitere Papiere, auf eine Wohnung, auf ihre Familie. Sie warteten darauf wieder in die Schule oder arbeiten gehen zu können.
In diesen Begegnungen empfand ich das Warten als existenziell und dauerhaft präsent.
Welche Bedeutungen kann das Warten haben? Dieses Warten ist ein anderes als das, das ich kenne.
Es ist ein Warten, das ich nicht nachvollziehen kann. Mein eigens Warten fühlte sich plötzlich ganz banal an.
Um mich der Frage zu nähern, auf was andere Menschen warten, installierte ich einige der Fotos der aus dem Projekt Was mache ich hier in einem Kioskgebäude auf einem Ubahn-Bahnsteig Venloer Straße/Gürtel. Der Kiosk war zum Abriss freigegeben und ich konnte ihn für eine temporäre Zwischennutzung (Januar bis September 2019) bespielen.
Ich nutze die Atmosphäre des Kiosk und setzte Fotos und einen Text so ein, dass ich das Erscheinungsbild des Kiosk nicht brach, sondern ergänzte.
Zu sehen waren unscharfe Umrisse von Menschen und ein Zitat eines jungen Geflüchteten.
Ich beobachtete, dass viele Menschen auf dem Bahnsteig die Veränderung wahrnahmen und den Kiosk umstreiften, um den gesamten Text lesen.
Nach einigen Tagen fing ich an Postkarten mit den Fragen „Was mache ich hier?“ und „Worauf warte ich?“ auf den äußeren Tresen des Kiosk zu legen, daneben ein Schild: „Tausche Antwort gegen Keks“
Ich bekam erstaunlich viele Antworten.
Diese klebte ich später an die Fensterinnenseiten des Kiosk, sodass auch diese von außen zu lesen sind: Mein erster Versuch unterschiedliche Dimensionen von Wartezuständen mit einander in Verbindung zu bringen und durch die unterschiedlichen Antworten die BetrachterInnen eine Sammlung des Wartens zu eröffnen.
Mit der Zeit sammelten sich auf der Außenscheibe viele Aufkleber und neue Tags, die die Postkaren teilweise verdeckten, aber auch zu kommentierten schienen.
Ein Aufkleber sagte:
„Der Hambacher Forst wartet nicht auf deinen Bachelor.“
Ich verstand es als ein Appel an mich darüber nachzudenken, ob „Machen“ sich wirklich gegensätzlich zum „Warten“ verhält?
Wo endet das Warten und wo fängt die Handlung an?
Danke an die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft für ihre Unterstützung und den tollen Beitrag unter
Und herzlichen Dank an das Amt für Tunnel- Stadtbahn- und Brückenbau der Stadt Köln für die Genehmigung